Erstes Spiel vom 26.03.1983 - 02.04.1983 (8 Vorstellungen)
Kein Pestversprechen aus dem 30-jährigen Krieg, kein Büßergelübde und auch sonst keine materielle Not aus ferner Vergangenheit standen am Beginn der Passionsspiele von Altmühlmünster. Monate vor der ersten Aufführung am 26.03.1983 stand alleine die Frage des damaligen Pfarrers Schindler an seine Pfarrgemeinderatsmitglieder, wie denn die fast leeren Bänke in seiner Kirche wieder gefüllt werden könnten. Nicht mehr - aber auch nicht weniger als die Überlegung, wie die Pfarrgemeinde und die Menschen der Region wieder zu einer Einheit zusammenfinden können, war im Jahr 1982 der Beginn der Passionsspieltradition von Altmühlmünster.
Günther Schlagbauer war damals als Mitglied des Pfarrgremiums davon überzeugt, mit einem eigenen Passionsspiel das nahezu Unmögliche wagen zu können. Er glaubte daran, den Menschen in der Pfarrei mit einem großen gemeinsamen Projekt eine Aufgabe geben zu können, die sie über lange Zeit verbindet und zu einer wachsenden Vertrautheit untereinander führt. "Machen Sie mal" hatte Pfarrer Schindler ihm mit auf den Weg gegeben.
Das Textbuch zum Passionsspiel hatte Schlagbauer noch aus den Jahren, als sich die Kolpingfamilie Riedenburg mit ihm als Darsteller schon mal an dieses große Thema gewagt hatte. Aus dieser Zeit zog Schlagbauer auch seine Ehrfahrung als Darsteller - zugleich schlüpfte er so in die Aufgabe als Regisseur und Spielleiter. Bis zur Premierenaufführung war noch vieles an Organisationsarbeit und - nicht selten - an Improvisation zu leisten. Noch niemals zuvor war in der Pfarrkirche eine Bühne aufgebaut worden und weder ein Bühnenbild noch die Kostüme waren vorhanden. Nur die Begeisterung der Pfarrbewohner war gegenwärtig und ihre enorme Bereitschaft, die entsprechenden Rollen zu übernehmen. Sie waren einfavhe Landwirte, Fabrikarbeiter, Handwerker oder Hausfrauen und fanden doch den Mut, sich für die Passion Christi auf die Bühne zu stellen. Doch es waren immer noch zu wenig Darsteller und so musste jeder Mitwirkende, der auch nur ein wenig Zeit zwischen seinen Einsätzen hatte, eine Doppelrolle zu übernehmen. An Zweitbesetzungen der Hauptrollen, um bei Terminproblemen oder Krankheiten noch spielfähig zu sein, dachte damals ohnehin niemand.
Auch handwerkliches Geschick war notwendig. Sogar der erste Jesus-Darsteller Alfred Schels und die beiden Schächer - sein Bruder Georg und Alois Diepold - mussten sich um ihre Kreuze selber kümmern. Im elterlichen Anwesen der Brüder Schels lagen ein paar alte Balken, die schon als Brennholz für die Kreissäge bereit lagen. Aus diesen Balken fertigten die Drei ihre Kreuze, die seither bis einschließlich der Inszenierung 2012 und bei unzähligen Proben dem Heiland und den beiden Schächern den Opfertod bringen. Ihre Bärte mussten die Akteure während der ersten Inszenierung noch vor jeder Aufführung ankleben und nicht selten lösten sich die künstlichen Haare viel zu früh von den Wangen. Den Messwein für das Abendmahl brachten die Aposteldarsteller reihum von zu Hause mit, sofern die Wirte der Umgebung die Akteure diesbezüglich nicht in Form von Sachspenden unterstützen. Ihre biblischen Kostüme konnten Schlagbauer und seine Helfer erst eine Woche vor der Premiere als Leihgabe des Residenztheaters aus München abholen. Während aller acht Vorstellungen stanken die Gewänder penetrant nach Mottenkugeln, erinnert sich die erste Darstellerriege noch heute.
Alfred Schels spielte den Jesus.